Haltung und Gehalt

Silberstift dachte stets, das Entscheidende an einem Text sei das, was drinsteht. Also der Gehalt. Und das gälte sinngemäß auch für andere Hervorbringungen, etwa denen eines Künstlers oder Redners.
Die Art und Weise, in der dieser Gehalt präsentiert wird, das sei dagegen eher eine Zutat, gewissermassen die Verpackung. Die könne hübsch oder hässlich, schlicht oder prächtig sein, wesentlich sei sie aber nicht.

Das ist ein Irrtum. Nicht nur, weil der Erfolg, den man mit seiner Äusserung haben kann, wesentlich von der Art und Weise abhängt, mit der sie getan wurde. Sondern auch deshalb, weil sich vielfach das Eine vom Anderen gar nicht mehr trennen lässt.

Das Selbstbewusstsein, mit der ein Künstler sich in seinem Werk präsentiert, ist Teil dieses Werks, manchmal der überwiegende, bedeutendste, möglicherweise der einzige relevante. Dafür, für seine Unbedingtheit, seine Überzeugtheit wird er geschätzt. Man kauft seine Haltung, macht sie sich dadurch zu eigen. Die Haltung ist dann der Gehalt.

In der Politik kann das übrigens genauso sein. Wie man sieht.


So oder so

Gregorius bemerkt an sich zunehmend beunruhigende Anzeichen von Altersweisheit.
So ist ihm in der letzten Zeit ein- und aufgefallen, dass es im Wesentlichen zwei Haltungen den Fährnissen und Zumutungen des Lebens gegenüber gibt: Die Dinge ändern wollen – oder sich zu bemühen, sie zu akzeptieren.
Also kämpfen oder umarmen.
Das kämpferische Angehen gegen die Gegebenheiten ist derzeit sehr angesagt, manchmal aber kommt man damit nicht sehr weit. Beispielsweise bei Dingen, die man gar nicht ändern kann, wie beim Alter, bei manchen Krankheiten oder dem Tod. Oder – es muss ja gar nicht so dramatisch sein – wenn man beispielsweise einen geliebten Menschen nicht mehr richtig versteht.

Da hilft dann das Kämpfen nicht mehr weiter. Aber die Fähigkeit zu haben, dasjenige, was man nicht ändern kann, einfach da sein lassen zu können, ist in solchen Lagen sicher von Vorteil. Man kann das, glaubt Silberstift, genauso üben wie das Kämpfen.