Fragen und Sagen. In der Auseinandersetzung mit der Welt sind das zwei grundlegende Verfahrensweisen.
Die Gläubigen sehen die Welt erklärt in ihren Glaubenssätzen: es ist wahr, was da steht, weil es da steht.
Die Forschenden können auf Behauptungen nicht ganz verzichten, diese müssen jedoch rational begründet sein und dann experimentell bewiesen werden können. So musste man zuerst auf die Idee kommen, dass die unüberschaubar Vielfalt an Materialien möglicherweise aus einer sehr viel kleineren Anzahl an Elementen zusammengesetzt sein könnte, wie es die Vorsokratiker vermuteten. Die Chemie fand dies dann bestätigt, wenn auch die Anzahl der Elemente grösser war als angenommen. Ähnlich ging es mit der Atom-Theorie, auf die schon in der frühen Antike Philosophen wie Demokrit und Epikur kamen, einfach über den Gedanken: einmal muss es mit dem Teilen-Können eines Stoffes vorbei sein. Und am Ende waren dann die Atome gar nicht das Unteilbare, obgleich sie so heissen, sondern die Elementarteilchen.
Hypothesen sind also begründete, aber nicht bewiesene Aussagen, die von der experimentellen Wissenschaft geprüft werden. Solche Prüfung bestätigt oder widerlegt sie. Oder sie wirft neue Fragen auf, und es wird nach ihr und durch sie eine neue Sachlage festgestellt, die zu neuen Hypothesen führt.
Das ist ein mühsames Geschäft. Sehr viel einfacher ist es, sich an Behauptungen zu halten. Vor allem, wenn diese Behauptungen etwas bestärken, das man glauben möchte.
Ein Beispiel: kaum einer möchte gerne sterben, vor allem, wenn er befürchten muss, dass sein Tod das Ende ist. Deshalb ist es verführerisch, an ein Weiterleben nach dem Tod zu glauben. Hat man in solchen Glauben erst einmal genug investiert, dann wird es die eigne Skepsis schwer haben; es ist dann die Glaubens-Rendite höher als der Erkenntnis-Bonus: der Glaubende hat Gewissheit über ewiges Weiterleben, das bezahlt er zwar mit leisen Zweifeln daran, ob das wirklich stimmt, aber Zweifel gehören zum Handwerk des Glaubens, man muss sich dessen nicht schämen, es sind gewissermassen die Schwielen der Glaubens-Arbeit. Schwerer mag wiegen: ob ich im Himmel oder in der Hölle weiterlebe? Denn die Glaubensrendite gibt es nicht umsonst, sie muss mit Gebots-Gehorsam erarbeitet werden.
Der Skeptiker hat als Bonus nur die traurige Gewissheit, intellektuell nicht über seine Verhältnisse gelebt zu haben, er ist der solide Sparer, dessen Zins schon mal die Inflation auffressen kann. Der Glaubende spekuliert – jedenfalls sah das Pascal so, und er meinte, dabei könne man nur gewinnen.
Diese Ansicht teilt der Skeptiker nicht. Er meint, verlieren könne man durchaus: seinen Stolz und seine Redlichkeit.